Walter Bingham live zu Gast im iP-Zentrum

Begegnung mit einem israelischen Holocaust-Überlebenden

Walter Bingham wurde am 5. Januar 1924 als Wolfgang Billig geboren und verbrachte seine Kindheit in Karlsruhe. Mit 15 Jahren wurde er von seinen Eltern getrennt und mit dem sogenannten »Kindertransport« nach Großbritannien gebracht. Abfahrt in Karlsruhe war am 25. Juli 1939. »Ich kann meine Mutter noch jetzt sehen, wie sie auf dem Bahnsteig steht, während der Zug abfährt«, erzählte Bingham sehr viel später. So entkam er rechtzeitig den Schrecken der Nazi-Herrschaft. Zuvor sah er die Karlsruher Synagoge in der »Reichskristallnacht« mit eigenen Augen brennen. In der Schule wurde er gejagt, geschlagen und beschimpft: »Dreckiger, stinkender Jude!« Seinen Vater sah er nie wieder. Vor seinem Wohnhaus erinnert heute ein Stolperstein an ihn: »Hier lebte Sigmund Billig«. Nach schwierigen Jahren in einem heruntergekommenen Schloss, das als Flüchtlingsunterkunft diente, trat er 1944 der britischen Armee bei und diente bei den Sanitätern in der Normandie. König Georg VI. verlieh im später die »Military Medal« für Tapferkeit im Feld. Als deutscher Muttersprachler half er dann, den gefangenen Nazis ihre Verbrechen nachzuweisen. Auf wunderbare Weise fand er später seine Mutter wieder: Sie war nach der Deportation und verschiedenen Arbeitslagern in Schweden gelandet. Das freudige Wiedersehen war der »emotionalste Moment meines Lebens«. Nach sieben Jahren Trennung mussten sie sich aber neu kennenlernen. Nach dem Krieg wurde Walter Bingham Journalist und Schauspieler. Als Zauberer hatte er in zwei Harry-Potter-Filmen sogar eine Statistenrolle. Mit über 90 Jahren stellte er die Guiness-Weltrekorde als ältester Moderator und ältester aktiver Journalist auf. Als seine Frau gestorben war, wanderte er im Alter von 80 Jahren mit seiner Tochter nach Israel aus, wo er bis heute lebt. Mit über 100 Jahren hat er einen Fallschirmsprung bewältigt; wenn er zum Holocaust-Gedenktag Ende Januar nach Deutschland kommen wird, wird er kurz zuvor 102 Jahre alt geworden sein.

  • 25. Januar 2026
  • ab 19:00 Uhr
  • iP-Zentrum